Klimaumrüstung auf R134a

Ich kenne kaum einen Fiero, der noch mit der originalen R12-Füllung herumfährt, die ab Werk in den 80ern verwendet worden ist. Meistens ist die Klimaanlage leer, oder ist auf das ozonfreundliche R134a umgerüstet worden. Mein 87er hat letzten Sommer auch seinen Klimadienst eingestellt, so daß jetzt auch hier die Umrüstung ansteht.

Leider wird die Umrüstung oft nicht fachgerecht durchgeführt, so daß auch nach erfolgter Umstellung auf das neue Kältemittel oft die Anlage bald in der Kühlleistung nachläßt bzw. wieder ausfällt.

Deshalb habe ich einmal diesen "Umrüst-Leitfaden" zusammengestellt; er zeigt zum Einen, wie eine ordentliche Umrüstung aussehen sollte, und zum Anderen, wie man eine defekte Klimaanlage diagnostiziert. Denn nicht immer ist die Anlage "leer", es kann auch andere Probleme geben. Auch wer die Umrüstung letztlich nicht selber ausführt, kann so zumindest dem Mechaniker über die Schulter schauen, und beurteilen, ob sauber gearbeitet wird.

Was wird benötigt?

Der Fiero-Kompressor kommt mit R134a klar, auch wenn er nicht dafür ausgelegt ist. Aber das neue Kältemittel entweicht leichter, und kann Materialien angreifen, die dafür nicht ausgelegt sind. Daher empfiehlt es sich, bei der Umrüstung sämtliche Dichtungen durch für R134a passende Dichtungen zu ersetzen. In den USA (und sicher auch bei uns) erhältliche Umrüstsätze speziell für GM-Fahrzeuge bestehen aus:

  1. einem Öl, das zu dem neuen Kältemittel paßt, aber auch einen gewissen Restanteil des alten Öls toleriert bzw. löst
  2. einem Beutel mit diversen Dichtringen in allen Größen
  3. Adaptern für die Hoch- und Niederdruckanschlüsse
  4. Aufklebern für die Umrüstung und einer Anleitung
Gerade das Wechseln der Dichtungen ist ein wichtiger Punkt. Sonst können poröse Dichtungen, die für R12 noch ausreichend waren, das R134a in ein paar Monaten entweichen lassen. Das ist natürlich für Umrüster eine tolle Gelegenheit, Kohle zu machen. Mein Vater hat in Hamburg seine Anlage bei einem "Klimaexperten" umrüsten lassen. Der hat natürlich nur das Kältemittel gewechselt und neues Öl reingetan. Seine Anmerkung auf den Hinweis, ob man den Trockner mit wechseln oder die Dichtungen erneuern solle: "Das muß nicht sein". Das Ende vom Lied: nach ca. 1 Jahr die Anlage wieder leer. 200 DM weg, Achselzucken beim Experten mit dem Angebot, die Anlage für DM 150 wieder zu befüllen.

Es ist zwar normal, daß bis zu ca. 10% pro Jahr entfleuchen können, aber dann sollte es reichen, alle 5 Jahre oder so zum Auffüllen zu müssen, sicher nicht jedes Jahr. Eine schöne Geldquelle. Man kann natürlich Glück haben, daß die Anlage dicht ist, aber ich gehe lieber auf Nummer sicher und wechsele die paar Dichtungen gleich mit aus. Die Anlage ist ja sowieso drucklos, und das Teuere ist das Evakuieren/Befüllen der Anlage.

Der nächste Punkt wird von den meisten Umrüstern weggelassen: der Trockner (auch Akkumulator oder Sammler genannt). Den Trockner sollte man bei jedem (!) öffnen der Anlage wechseln, und bei einer Umrüstung sowieso. Ich weiß, viele machen das nicht. Ist ja auch billiger, sich die 100 Euro oder mehr zu sparen. Man will die Kundschaft ja nicht abschrecken, und für so einen Exoten hat man das Teil sowieso nicht am Lager.

ABER: Im Trockner ist ein Material, das dem Kältemittel Wasser entzieht. Das Material in alten R12 Anlagen wird aber vom neuen Kältemittel bzw. dem Öl zugesetzt, so daß er mehr oder weniger sofort unwirksam wird. Daher sind neue Trockner auch immer versiegelt/verschlossen, weil ein offener Trockner die Luftfeuchtigkeit aufnimmt und dann auch schnell hin ist. Darum: keine Gebraucht- oder Schlachtteile für den Trockner verwenden.

Warum ist der Trockner überhaupt wichtig? Naja, das Wasser gefriert am kältesten Punkt, und das ist das Expansionsröhrchen. Wenn die Kristalle einen Klumpen bilden, ist das Röhrchen dicht, was zu größerem Schaden führen kann. Die Anlage funktioniert dann einige Zeit, und dann kann der Kompressor Schaden nehmen, oder das Kältemittel rausdrücken.

Neue Trockner haben übrigens ein Trockenmittel, das mit R134a und R12 kompatibel ist. Meistens klebt ein Aufkleber drauf, der darauf hinweist. Also wenn später die Anlage nur kurzzeitig (ein paar Minuten, um z.B. eine Dichtung zu wechseln) geöffnet wird und sofort (!) wieder evakuiert, kann sich der sparsame die Erneuerung schenken, aber wenn vorher R12 in der Anlage war, muß ein neuer Trockner rein.

Wer nicht sicher ist, ob die Anlage dicht ist, und befürchtet, der neue Trockner könnte sofort wieder kaputtgehen, der kann ja erst mit dem alten Trockner (aber den neuen Dichtungen!) einen Vakuumtest machen (lassen), und erst wenn das Vakuum gehalten wird, dann den neuen Trockner einbauen.

Der Ablauf

Zuerst mal zum alten Öl: das muß raus, es ist mit dem neuen Kältemittel nicht verträglich. Das Umrüstöl kann zwar geringe Mengen es alten Öls tolerieren, aber man sollte so viel davon loswerden wie möglich. Das meiste befindet sich im Trockner/Sammler (deswegen heißt er ja auch Sammler), und wenn man den Wechselt, ist das meiste schon weg. Das Öl im Kompressor bleibt drin, damit er sich nicht festsetzt, bevor sich das neue Öl gut verteilt hat. Das Öl in den Schläuchen kann man mit speziellen Reinigungsmitteln herausbekommen (wer hat die schon?), oder mit denaturiertem Alkohol (ein Tip von der US-Mailingliste). Meine Schläuche waren schon trocken, so daß ich mir diesen Schritt sparen konnte.

Dann sind alle Dichtringe gegen neue Ringe auszutauschen. Dazu nimmt man den alten Dichtring, und verwendet aus dem umfangreichen Umrüstsortiment den Ring, der dem Original am nächsten kommt. Lieber einen etwas Kleineren nehmen damit der wieder stramm sitzt. Die Dichtringe vor dem einsetzen leicht mit dem neuen Klimaöl einreiben. Achtung: kein Motoröl verwenden!

Folgende Dichtringe müssen ersetzt werden:

Wechselt man die Dichtungen nicht, kann das Kältemittel schnell wieder draußen sein. Klar sparen da viele Umrüster, ist schließlich nicht in ihrem Interesse, daß Du eine Dauerfüllung hast (Zum Vergleich: meine R12 Füllung hat in meinem 87er 14 Jahre gehalten!). Dieses Auswechseln ist aber recht aufwendig (sprich: teuer), und zum Selbstmachen braucht man keine teure Ausrüstung. Hat man alles gewechselt, kann man zum Klimafritzen hinfahren, und von dem nur die Lecksuche und Füllung machen lassen.

Nächster Punkt: man sollte das Expansionsröhrchen checken ob es beschädigt ist oder Dreck drin hängt. Oder es am Besten gleich mit auswechseln. Schließlich ist ein Sieb drin, und Filter wechselt man auch regelmäßig. Vor dem Evakuieren ist das kein Problem, und wenn man die Dichtungen einsetzt, baust man das Rohr sowieso aus. Ist das Röhrchen dicht, kann sich der Druck nicht abbauen, und es entsteht z.B. ein Überdruck im Kompressor (der dann per Ventil oder an der schwächsten Stelle) entweicht. Letztendlich pumpt der Kompressor dann das Zeugs ins Freie anstatt es in Kälte umzuwandeln. Oder geht kaputt.

Zum Schluß werden noch die roten und blauen Adapter auf die Anschlüsse am Trockner (Niederdruck) und neben dem Expansionsrohr (Hochdruck) geschraubt. Der Hochdruckanschluß hat den größeren Durchmesser. Wer mag, kann auch noch den Aufkleber ausfüllen und gut sichtbar anbringen, damit der Nachbesitzer oder man selber später noch weiß, wann und mit wieviel Gramm Kältemittel der Wagen umgerüstet worden ist.

Befüllung der Anlage

Ich habe die Umrüstung so selbst gemacht, und habe dann bei ATU die Anlage evakuieren und befüllen lassen. Die meisten Werkstätten fassen den Fiero zwar nicht an, aber da ich die eigentliche Umrüstung schon gemacht hatte und ATU nur noch das Gerät anschließen mußte, war das problemlos.

Den Trockner habe ich erst vor Ort direkt vor dem Evakuieren eingesetzt, damit das Trockenmittel nicht zu viel Feuchtigkeit aus der Luft "zieht".

Damit der Kompressor bei leerer Anlage anläuft und sich das Kältemittel auch ziehen kann, ist es i.d.R. notwendig, den Schalter am Trockner zu brücken, denn bei leerer Anlage ist der Schalter offen, und der Kompressor steht.

Tip: beim Befüllen gleich einen UV-Lecksuchstoff beifügen lassen. Das kostet ein paar Euro mehr, aber wenn das System doch nicht dicht ist, weiß man dann wenigstens, wo es herkommt!

Ich habe meine Anlage vor 2 Jahren so umgerüstet (neue Dichtungen, neuer Trockner, dann befüllen lassen), und sie ist noch immer dicht und kühlt prima. An genau der Dichtung, die ich vergessen habe, nämlich am Druckschalter am Kompressor kommt etwas Öl raus, aber noch funktioniert sie, und ich wechsele die Dichtung erst aus, wenn zu viel Kältemittel entwichen ist. Moral: Dichtungen erneuern!

Fehlersuche

Bleibt die Anlage aus, kann man zunächst mal eine Kurzdiagnose machen. Schaltet man die Klimaanlage bei eingeschalteter Zündung ein (MAX, NORM oder B/L), muß der Lüfter anspringen. Tut er das nicht, kommt der Befehl zum Einschalten nicht am Kompressor an.

Nun muß man schauen, ob der Kompressor überhaupt anspringt. Tut er das, ist zumindest Kältemittel im System, und es liegt ein anderes Problem vor, z.B. defekter Kompressor, verstopftes Expansionsrohr, etc. Das Fahrzeug muß dann zum Profi, der Hoch- und Niederdruck prüft und eine Diagnose stellt.

Der nächste Test betrifft den Kältemittelstand: Am Trockner ist ein Schalter, der öffnet, wenn zu wenig Kältemittel vorhanden ist. Zieht man den Stecker ab und mißt den Schalter, so muß Durchgang vorhanden sein, sonst ist der Schalter defekt, oder die Anlage leer. Wahrscheinlich ist letzteres. Ein kurzer Druck auf den Einsatz im Niederdruckventil am Akkumulator zeigt, ob das System völlig oder nur teilweise leer ist. Ist noch ein Restdruck da, ist nur ein kleines Leck vorhanden, und wenigstens kein Dreck in den Kreislauf geraten. Wenn nur der Druckschalter kaputt sein sollte (oder die Anlage noch teilweise gefüllt ist) kann man den Druckschalter auch kurz (!!!) überbrücken. Kühlt die Anlage jetzt normal, ist vielleicht nur der Schalter defekt, kühlt sie nur schwach, ist zu wenig Kältemittel vorhanden.

Die korrekte Verhaltensweise der Anlage ist so: Der Druckschalter schaltet AB, wenn der Kältemitteldruck zu niedrig (<165kPa) ist, und EIN, wenn der Druck höher als 330 kPa ist. Ist z.B. die Anlage leer, sorgt dieser Schalter dafür, daß die Kompressorkupplung aus bleibt, damit der Kompressor nicht trocken läuft und kaputt geht.

Ist die Anlage ausreichend befüllt, ist der Druck höher als 330 kPA, und der Schalter ist geschlossen. Das hellgrüne Kabel ist Plus, und das hellblaue Kabel geht zum A/C-Relais. Kommt vom Steuergerät grünes Licht, zieht die Kupplung an, und der Kompressor zieht Kältemittel aus dem Trockner/Sammler und verdichtet es. Dadurch entsteht ein Druckabfall, bis der Druck unter 165 kPa sinkt. Der Kompressor schaltet ab, und das Kältemittel aus dem Expansionsrohr, das als kühles Gas für frische Luft gesorgt hat, kommt wieder in den Sammler und der Druck steigt. Hat er 330 kPa erreicht, geht das Spiel von vorne los.

Ist zu wenig Kältemittel im System, läuft dieser Zyklus schneller ab, weil der Kompressor das Gas ruck-zuck abgesaugt hat, und der Druck schnell sinkt.

Sollte der Druck im Kompressor zu hoch werden, nimmt der Überdruckschalter (über 2930 kPa) der Kupplung die Masse weg, und der Druck kann sinken, bevor's irgendwo rauspfeift. Ist der Schalter kaputt, kann's natürlich trotzdem rauspfeifen ;-)

Wartung

Wie bereits erwähnt, ist ein gewisser Kältemittelverlust normal. Zu Diagnose- und Wartungszwecken habe ich mir einen Satz bestehend aus Druckmesser für R134a, Adapter für Hochdruckseite und Anschlußschlauch mit Absperrventil für R134a Dosen gekauft. Gekostet hat das unter $40.

Damit kann man den Druck regelmäßig prüfen, und ggf. Kältemittel selbst nachfüllen. Auch die Möglichkeit, die Hochdruckseite mitzumessen kann wertvoll sein, um Schäden zu diagnostizieren. Jedenfalls reicht es normalerweise, das verlorengegangene Kältemittel zu ersetzen, eine Evakuierung des Systems ist nicht nötig, da ja keine Luft in das Kältemittel gelangt ist, solange noch Druck vorhanden ist.

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