Der Fiero: ein Spritfresser?

von Oliver Scholz

Vorwort

Zu Zeiten, in denen die Benzinpreise meistens mit, und in jüngster Zeit auch zunehmend ohne Zutun unserer Regierung steigen, schaut man auch als Fiero-Besitzer immer häufiger auf den Benzinverbrauch unseres Lieblings. Vielen ist das total egal, weil man mit einem Ami-Motor nicht auf den Verbrauch schauen soll, und sie das Auto sowieso nur im Sommer zu dem einen oder anderen Treffen fahren.

Andere jedoch (wie z.B. meiner einer) fahren ihren Fiero noch immer als Hauptauto, und das täglich, 12 Monate im Jahr. Da kann es schon passieren, daß man beim Halten der Zapfpistole Hans Eichel und einen Chor saudischer Ölprinzen lachen zu hören glaubt. Egal ob Vielfahrer, Langstreckenfahrer oder Gelegenheitsfieroristi, bei den heutigen Benzinpreisen lohnt es sich für jeden, zu wissen, wann der Fiero säuft, und wann er genügsam ist. Wohlgemerkt, all diese Verbrauchstips beziehen sich auf einen unmodifizierten Fiero, denn wenn man einen Wagen erst teuer modifizieren muß, muß man sich fragen, ab wann sich eine Modifikation amortisiert.

Der Verbrauch und die Schubabschaltung

Beim Thema Verbrauch gehen beim Fiero die Meinungen auseinander. Manche Fierofahrer halten einen Verbrauch von 15-18 Litern für normal, aber da kann ich nur sagen, daß entweder mit dem Motor etwas nicht stimmt, oder sie extrem Verbrauchsungünstig fahren. bei ca. 50% Autobahn und 50% Stadtverkehr liegt mein Schalter bei knapp unter 10l und mein Automatik bei ca. 11l. Den momentanen Verbrauch kann ich mit meinem ziemlich genauen Verbrauchmesser erfassen, und die Erkenntnisse will ich im Folgenden gerne weitergeben. Einige der Erkenntnisse sind zwar allgemeingültig, aber ich will sie trotzdem mit Zahlen belegen und aufführen.

Bei reiner Autobahnfahrt oder auf der Landstraße liegt mein Verbrauch bei konstant 80km/h bei ca. 5.5-6l, und bei Tempo 100 bei ca. 7 Litern. Diese Werte schwanken etwas, wenn es bergauf oder bergab geht, aber bei ebener Strecke erreiche ich diese Werte. Interessant ist, daß beim Fiero das Geld buchstäblich unter dem rechten Fuß liegt, denn schon bei geringem Gasgeben (wenige mm am Gaspedal!) schnellt der Verbrauch auf das 2-3 fache rauf. Bei starkem Beschleunigen geht der Verbrauch auch schnell über 40l oder mehr hoch. Wer jedoch glaubt, mit dem "Fuß vom Gas" spart man das genau wieder ein, der irrt! Zwar hat der Fiero eine Schubabschaltung, die tatsächlich den Verbrauch auf 0.0 gehen läßt, wenn man den Fuß vom Gas nimmt, aber dafür muß der Fuß tatsächlich vom Pedal genommen werden! Bleibt man nur ein bisschen auf dem Gas, wird noch etwas eingespritzt, so im Bereich von 3l/100km. Auch wenn man eine Reifen/Felgen/Getriebekombination fährt, die nicht mit der im EPROM programmierten übereinstimmt, funktioniert die Schubabschaltung nicht. Ich bin z.B. mit einem 5-Gang ISUZU Getriebe und einem PROM für das 4-Ganggetriebe herumgefahren - und folglich ohne Schubabschaltung, weil das Steuergerät nicht weiß in welchem Gang man ist, und daher vorsichtshalber die Einspritzung an lässt. Vor dem Wechsel auf das richtige PROM hat der Wagen im Durchschnitt 0.5-1 Liter mehr verbraucht.

Mehr zur Schubabschaltung

Aber selbst, wenn die Schubabschaltung funktioniert, gibt es ein paar Fallstricke. Die Schubabschaltung funktioniert nur, wenn der Motor über ca. 2000 Touren dreht, bevor man den Fuß vom Gas nimmt. Und fällt die Drehzahl unter ca. 1700, schaltet die Einspritzung in jedem Fall wieder ein. Tuckert man also im fünften Gang mit 1400 Touren dahin, nützt es gar nichts, wenn man den Fuß vom Gas nimmt. Erst wenn die Drehzahl über 2000 geht (und da reicht das runterschalten in einen niedrigeren Gang, ohne auf dem Gas zusein!), schaltet die Schubabschaltung ein. So kann man die im Fahrzeug gespeicherte Bewegungsenergie optimal nutzen. Bremsen setzt einen Teil dieser Energie in Wärme um, so daß man tatsächlich sagen kann: "Wer bremst.... verliert", nämlich Geld. Ziel sollte es daher sein, möglichst vorausschauend zu fahren, und lieber frühzeitig den Fuß vom Gas zu nehmen, ggf. einen Gang hochzuschalten als kurz vor knapp voll in die Eisen zu gehen. Und schaltet die Schubabschaltung einmal ab (wegen Drehzahl oder Gaspedal), muß die Drehzahl erst wieder über 2000 Touren klettern, bevor sie wieder einsetzen kann.

Weitere Einsparmöglichkeiten

Ein anderer Punkt, an dem man einsparen kann, ist der Leerlauf. Im Leerlauf werden ca. 1.8 Liter pro Stunde eingespritzt, das sind zu momentanen Spritpreisen und in DM (klingt nach mehr) fast 5 DM in der Stunde. Ziemlich viel für's rumstehen. Das ist auch ein Tip an alle die, die bei einer Ampel schon von weitem Auskuppeln und im Leerlauf an die Ampel ranrollen. Lieber den Gang drinlassen (ggf. über 2000 Touren kommen), und erst im letzten Moment auskuppeln, bzw. wenn die Schubabschaltung aufhört (das spürt man an einem leichten Ruck).

Was der Fiero auch (verbrauchsmäßig) gar nicht mag, ist das Beschleunigen aus einem hohen Gang heraus, z.B. Anfahren im 2. Gang oder Vollgas im 5. Gang. Das Steuergerät fettet dann voll an, und der Motor hat trotzdem wenig Kraft. Im Drehzahlbereich von 2-3000 entwickelt der Motor viel mehr Power für`s Geld, so daß Schaltfaule auch hier draufzahlen.

Modifikationen

Ich habe diese Erfahrungen zum Anlaß genommen, und mir ein auf meine Zwecke zugeschnittenes PROM gebrannt. So ein Prom gibt's bei eBay für ein paar Euros, und einen EPROM-Brenner kann man auch meist im Bekanntenkreis auftreiben. Geeignete EPROMs für den V6 sind vom Typ 2732, 2732A, 23C32 oder ähnlich. Zum Einen habe ich die korrekten Übersetzungen für das ISUZU-5-Gang-Getiebe eingetragen (das EPROM-File dafür gibt's bei mir auf Anfrage), zum Anderen habe ich den Arbeitsbereich der Schubabschaltung etwas nach unten verlagert, so daß ich länger in den Genuss von kostenlosem Fahren komme. Und schließlich habe ich die Leerlaufdrehzahl im 100rpm nach unten gedreht, so daß mein Schalter jetzt im Leerlauf mit 850rpm brummt, so wie das beim Automatik sowieso der Fall ist. Der Leerlaufverbrauch ist so von 1.5-1.8 l/h auf 1.3-1.5 l/h gesunken. Nicht viel, aber der Unterschied ist im Fahrkomfort nicht zu merken.

Der Vorteil dieser Modifikationen ist, daß sie nichts am Gemisch oder Zündzeitpunkt verändern, und so keine Gefahr besteht, sich z.B. ein Loch in den Kolben zu brennen oder den Motor anderweitig zu ruinieren. An dieser Stelle ein Hinweis an alle, die mit dem Gedanken spielen, selber aus irgendwelchen Gründen an den Einspritztabellen im PROM zu drehen: tut das nicht! Wer nicht genau weiß, was er tut, läuft definitiv Gefahr, sich den Motor zu ruinieren!

Eine zweite Möglichkeit, die ich noch nicht ausprobiert habe, ist der Einbau einer beheizten Lambdasonde. Denn z.B. im Leerlauf oder nach dem Kaltstart ist die Sonde zu kalt, und die Regelung setzt aus, was ebenfalls zu erhöhtem Verbrauch führt. Man kann die Heizung zwar so anschließen, daß sie immer heizt (und manche Hersteller machen das auch so), aber bei mehreren Ampere Verbrauch halte ich das für keine gute Lösung, ebenso wie externe Zeitschalter. Am besten weiß das Steuergerät selber, wann es die Sonde heizen sollte.

Ich habe dazu im Steuergerät ein Signal herausgeführt, das die Lambdaheizung bei Bedarf (über ein Relais) einschaltet. Die Ansteuerlogik hat noch in einem freien Bereich des EPROMs Platz gefunden. Der Aufwand ist damit minimal: ein Kabel vom Steuergerätestecker zu einem Relais führen, und mit dem Relais 12 V zur Heizleitung der Lambdasonde führen, die Heizungsmasse geht direkt zum Motorblock. Platz für das Relais ist hinter dem Luftfilter neben den übrigen Relais (Benzinpumpe & Klima). Ergebnisse werde ich hier veröffentlichen, wenn das so weit ist.

Jedenfalls ist auch diese Modifikation unkritisch, denn selbst bei einem Totalausfall der Heizung verhält sich die Sonde dann so wie eine ungeheizte Sonde, also wie jetzt ja auch.

Fazit

Auch wenn der Fiero kein 5-Liter Auto ist, kann man den Verbrauch mit angepasster Fahrweise im täglichen Betrieb durchaus unter die 10-Liter Marke bringen, und bei Langstreckenfahrten mit sparsamer Fahrweise auch auf 8 Liter oder noch weniger. Die goldenen Regeln (die natürlich auch für andere Fahrzeuge gelten, aber die man jetzt vielleicht besser versteht) sind:

In diesem Sinne, "sparsame Fahrt", und hoffen wir, daß uns die Politiker und Ölscheichs die Freude am Autofahren nicht ganz vermiesen...

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