Kürzlich habe ich in einem Geschäft in Hamburg einen VDO-Waschwassersensor (X10.395/002/001) für DM 29,- entdeckt. Der schien da schon etwas zu hängen, auf der Rückseite stand jedenfalls Ausgabe 05/83. Aber prima, denn mir ist im Fiero schon ein paar mal das Waschwasser ausgegangen, eine Vorwarnung wäre nicht schlecht!
Das Teil besteht aus einem Schwimmer, der einen Magneten enthält, welcher wiederum auf einem Reedschalter ruht. Ist genug Flüssigkeit da, hebt der Schwimmer ab, und der Kontakt öffnet sich. Einfach seitlich ein Loch in den Waschwassertank gebohrt, Dichtung und den Sensor eingesetzt, fertig! Das eine Ende kommt nach Masse, das andere Ende geht an die Warnlampe, und die wiederum geht nach plus. Ganz einfach.
Aber die Warnlampe, die die mitliefern, sowas! Ich werde doch kein Loch in mein Armaturenbrett bohren! Aber halt... im Automatik-Fiero ist die Shift-Up Lampe ja nicht verwendet, und das eine Ende geht auch noch nach plus, also ideal! Man braucht nur einen Kontakt für den Stecker ins Instrumentengehäuse, und alles sieht original aus. Wer mit der Originalgrafik der "Shift-Up" Lampe als Wischwasserlampe zufrieden ist, der ist jetzt fertig. Aber mir hat das nicht gefallen...
Das Problem ist, die Grafik vernünftig auf Folie zu bannen, und das in Farbe. Der Laserdrucker schafft es leider nicht, größere Flächen schwarz deckend zu drucken (mein Laserjet 5L jedenfalls nicht), und Farbe ja sowieso nicht. Man hätte ja eine farbige Folie dahinterkleben können oder so, aber ich habe dann auf dem Tintenstrahler gedruckt, und das gleich 20 Mal, denn so ein Bogen ist ja groß... Dann die besten zwei ausgesucht, und deckend aufeinandergeklebt, fertig! Der Vorteil bei dieser Folie ist, daß die Oberfläche matt ist (damit die Tinte besser hält), und das unterscheidet sich nicht von den Originalanzeigen im Fiero.
Aber je nach zur Verfügung stehender Ausrüstung gibt es sicher hundert Möglichkeiten, schöne Grafiken herzustellen. Das einzige Problem ist, daß das Schwarz sehr deckend sein muß.
Als ich das alles installiert hatte, war ich zufrieden. Jedenfalls, bis zum ersten Mal der Waschwassertank tatsächlich fast leer war. Denn wenn man anfährt bzw. beschleunigt oder am Berg steht, schwappt die Flüssigkeit hin und her, und die Lampe geht an und aus. Bei geschicktem Beschleunigen konnte man die Lampe für 10 Sekunden am Leuchten halten. Also mußte eine Verbesserung her...
Meine erste Idee war, mit einem Monoflop o.ä. den Schaltimpuls erst ab einer gewissen Zeit zuzulassen. Aber lange Verzögerungen mit Monoflops sind nicht unproblematisch, also habe ich mich schnell für einen Mikrocontroller entschieden. Denn damit hatte ich die ultimate Freiheit und trotzdem niedrige Kosten.
Ich habe den Atmel Tiny11 für dieses Projekt gewählt, denn das Programm ist nur 70 Worte lang. Dafür ist diese CPU ideal geeignet. Sie ist preiswert, benötigt keine (!) externen Bauteile (Oszillator und Reset-Schaltung mit Watchdog sind integriert), und ist klein: ein 8-poliges Gehäuse, kleiner geht's kaum. Damit passt die ganze Schaltung in ein Standard-Relaisgehäuse (siehe Bild). Zu diesem Zweck habe ich ein Relais bei Conrad gekauft, und seiner Innereien beraubt.
Da der Prozessor fast alle Bauteile enthält, besteht die restliche Schaltung nur aus wenigen Bauteilen. Die Spannungsversorgung ist eine 1N4148 in der 12V Leitung, einem 78L05 mit zwei 100nF SMD-Kondensatoren (jeweils von Eingang und Ausgang des 78L05 nach Masse), und einem 22uF Tantalelko für die stabilisierten 5V nach Masse. Den Elko und den 78L05 kann man im Bild gut erkennen.
Die Ein-Ausgangsschaltung ist sehr simpel: ein 4,7k Widerstand von Pin 5 geht zu dem Flüssigkeitsschalter (nach Masse), und an Pin 7 hängt ein 1k Widerstand vor der Basis eines Standard NPN-Transistors, der den benötigten Strom am Kollektor für die Lampe liefert. Der Emitter liegt natürlich auf Masse.
Da das Verhalten nun per Software komplett flexibel festgelegt werden kann, habe ich noch einen Lampentest implementiert, wie man ihn von den Airbag-Lampen kennt: Nach dem Einschalten der Zündung geht die Lampe immer für 4 Sekunden an.
Der Hauptteil des Programms ist natürlich die sinnvolle Steuerung der Lampe. Der Kontakt muß für mindestens 15 Sekunden durchgehend geschlossen sein, damit die Lampe angeht. Öffnet der Kontakt dann für mehr als 4 Sekunden, geht die Lampe wieder aus. Damit werden kurze Aussetzer in die eine oder andere Richtung gefiltert.
Tatsächlich enthält die Software einen Zähler, der im 1/10 Sekundentakt auf oder abzählt. Ist der Schalter geschlossen, zählt der Zähler hoch. Erreicht der Zähler 150 (also 15 Sekunden), geht die Lampe an. Bei 200 stoppt der Zähler. Ist der Schalter geschlossen, zählt der Zähler viermal so schnell abwärts, so daß es zwischen 4 und 5 Sekunden dauert, bis der Zähler wieder Null erreicht. Bei Null wird die Lampe abgeschaltet. So eine flexible Hysterese gibt es eben nur in Software...
Wer diese Schaltung nachbauen möchte, kann mich gerne emailen, ich schicke dann das Programm gerne zu.
Es waren Besucher auf diesen Seiten seit dem 31. Mai 2000.