Ich weiß nicht, aber mir scheint es fast so, als ob bei jedem zweiten Fiero der Tempomat defekt ist. Das ist ja auch kein lebenswichtiges Teil, und weil keiner genau zu wissen scheint, wie das repariert wird, repariert es auch keiner. Sogar bei meinen vier Fieros hatten zwei einen nicht- bzw. nur zeitweise funktionierenden Tempomat. Grund genug für mich, einmal etwas über den Tempomat zu schreiben, dann geht er hoffentlich auch bald bei Deinem Fiero wieder. Und auch wenn der Tempomat noch prima funktioniert, kann er in naher Zukunft ohne Vorankündigung ausfallen, also am besten gleich diesen Artikel bookmarken!
Im Fiero wurden zwei grundsätzlich verschiedene Ansätze für den Tempomat umgesetzt. Der 1984-1986 4-Zylinder, und alle V6 Fieros haben ein eigenständiges Tempomat-Modul. Es befindet sich unter dem Teppich seitlich an der Mittelkonsole, ungefähr in Höhe des rechten Fußes. Um da heranzukommen muß die Radiokonsole abgebaut und der Teppich zur Seite geschoben werden. Glücklicherweise gehen diese Module praktisch nie kaputt. Ich habe das jedenfalls noch nie erlebt. Aber zur Fehlersuche muß man u.U. an den Stecker heran.
Das zweite System betrifft die 1987/88 4-Zylinder Fieros mit verteilerloser Zündung. Bei diesen Wagen wird die Tempomatfunktion mit vom Steuergerät übernommen. Der Vorteil dabei ist, daß man das System mit einem Scantool leicht diagnostizieren kann. Das Scantool zeigt an, ob die Brems- und anderen Schalter im System offen oder geschlossen sind. Der Nachteil ist, daß bei einem Fehler gleich das ganze ECM ausgetauscht werden muß, und das kann teuer werden. Aber auch hier gilt, daß Tempomatprobleme praktisch nie im ECM liegen, der Löwenanteil der Probleme liegt im mechanischen Teil. Aber bevor wir dazu kommen, ein kurzer Überblick über das Gesamtsystem.
Das Tempomatmodul (bzw. ECM) wird mit einem elektrischen Signal vom Tacho gespeist, woraus die aktuelle Geschwindigkeit ermittelt wird. Im Tempomathebel sind mehrere Schalter, die dem Modul anzeigen, ob die aktuelle Geschwindigkeit gehalten werden, beschleunigt, verzögert, oder abgeschaltet werden soll. Die Elektronik im Modul steuert daraufhin einen Vakuum-Servo im Kofferraum. Dieser zieht an einem Bowdenzug und kann damit Gasgeben oder auch nicht. Um zu "fühlen", wie sehr er zieht, wird die Position des Servos zurück zum Steuermodul geschickt (nicht beim ECM übrigens). Am Brems- und Kupplungspedal sind auch Schalter angebracht, die das System sofort abschalten, wenn eines der Pedale berührt wird. Das System ist nicht überkompliziert, aber kompliziert genug um nicht mehr zu funktionieren, wenn irgendeine Komponente ausfällt. Als erstes nehmen wir mal an, daß die Radio-Sicherung nicht durchgebrannt ist (denn daran hängt der Tempomat):
Der Hauptverdächtige ist immer der Tempomathebel. Die Schalter im Hebel sind an ein Kabel angeschlossen, daß in der Lenksäule entlangläuft. Zur Überprüfung braucht man kein Spezialwerkzeug. Einfach den Stecker abziehen, und einen funktionierenden Hebel anschliessen, und eine Testfahrt machen. Geht der Tempomat jetzt, liegt es am Hebel. Wenn man am Ende des Steckers einen Führungsdraht befestigt, kann man den alten Hebel rausziehen, und den neuen Hebel einziehen. Manchmal geht das aber nicht, dann muß man das Lenkrad und Lenkradschloß abmontieren, um das Kabel einzufädeln. Das Originalteil gibt's zwar leider nicht mehr, aber es gibt unter der Teilenummer 2511 1290 ein Ersatzteil, das prima funktioniert und fast genauso aussieht wie das Original, nur in mattem Plastik.
Wenn man die ca. DM 200 für einen neuen Hebel nicht ausgeben will oder kann, ist trotzdem noch nicht alles verloren. Man braucht eigentlich nur den "Set" Knopf am Tempomat um den Tempomat zu aktivieren, und abschalten kann man ihn mit den Pedalen. Also, wenn nur das blaue oder grüne Kabel im Hebel hin sind, einfach diese Farben im Kabel vom Hebel finden und miteinander verbinden. Wenn auf dem grünen Kabel Saft ist, wenn die Zündung an ist, und das rote Kabel ("Set") 12 Volt hat, wenn man den Set-Knopf drückt, geht das System hinterher wieder, wenn es nur ein Kabelbruch war. Und das Schöne ist: wenn man sich später doch einen neuen Hebel leistet, braucht man ihn nur einzustecken, und muß nichts großartig rückgängig machen.
Mit ein wenig Geschick kann man den Hebel auch selber reparieren (vielen Dank an Chuck Kichline für diesen Tip). Um den Hebel auseinanderzunehmen, baut man ihn erstmal aus, und entfernt den "Set"-Knopf mit zwei kleinen Schraubenziehern. Darunter ist ein sternförmiger Clip. Den nimmt man auch raus. Jetzt bewegt sich der Schalter im Hebel schon, geht aber noch nicht raus. Das obere Teil und das untere Teil sind zusammengeklebt (siehe Bild). Achtung, bei der Operation kann der Hebel kaputtgehen, also Vorsicht! Sobald das ab ist, kann man den Schalter aus dem Hebel ziehen. Normalerweise gehen die Kabel da kaputt, wo sie aus dem Hebel rauskommen. Da kann man sie dann einfach abkneifen, und neu verlöten. Der Zusammenbau ist einfach umgekehrt wie das Auseinandernehmen.
Die zweithäufigste Fehlerquelle sind Brems- und Kupplungsschalter. Das gilt insbesondere für nur manchmal auftretende Tempomatprobleme. Normalerweise muß der Schalter nur neu justiert werden. Einfach den Schalter ganz nach vorne schieben, das Pedal drückt ihn dann von alleine wieder zurück. Beide Schalter sollten geschlossen sein, und öffnen, wenn man das jeweilige Pedal betätigt.
Eine weitere Fehlerquelle ist der Tacho. Wenn der Tacho nicht geht, geht meistens der Tempomat auch nicht mehr. Das liegt daran, daß der Tacho das Signal liefert, das der Tempomat braucht. Wenn der Tacho geht, kann man mit einem Scantool prüfen, ob die korrekte Geschwindigkeit vom Tacho ausgegeben wird. Stimmt die Anzeige auf dem Scantool, funktioniert der Tachoausgang.
Schließlich gibt es da noch den Servo. Der Vakuum-Kanister (die schwarzlackierte Blechdose) ist mit einem Einwegventil mit dem Krümmervakuum verbunden. So speichert die Dose Vakuum wie eine Batterie. An der Kanister selbst ist nichts besonderes dran. Es würde jede Konservendose ähnlicher Größe funktionieren. Man muß sie nicht mal anmalen. An diese Vakuum-batteris ist mit einem T-Stück der Tempomat-Servo angeschlossen. Diese Leitung abziehen, und ein Vakuum-Meßgerät anschliessen. Motor anlassen, auf Vakuum prüfen. Motor abstellen. Das Vakuum muß bleiben. Läßt das Vakuum schnell nach, ist der Kanister undicht und muß ersetzt werden, oder es liegt am Einwegventil. Man sollte durch das Ventil Luft in Richtung Motor pusten können, aber in der anderen Richtung sollte es schließen. Leitungen wieder anschließen. Wenn alles okay war, liegt Vakuum am Tempomat-Servo an.
Als nächstes kann man noch das Entlüftungsrelais testen. Das rosa Kabel sollte 12V haben, wenn die Zündung an ist, und die 12V sollten verschwinden, wenn das Bremspedal betätigt wird. Das kann man mit einer Testlampe zwischen den Anschlüssen verifizieren, und damit wird gleichzeitig getestet, ob am schwarzen Kabel die Masse in Ordnung ist.
Klappt das, kann man mit einer Vakuumpumpe Vakuum anlegen können, und wenn das Bremspedal angetippt wird, sollte das Vakuum verschwinden (Entlüftungsrelais fällt ab).
Jetzt haben wir eigentlich alles geprüft, was man einfach selber checken kann. Für alle weiteren Tests muß man das Tempomat-Modul ausbauen. Man muß dann die Spannungen am Stecker nachmessen und die Verkabelung ggf. reparieren oder das Modul ersetzen. Beides erfordert ein gewisses Maß an Fachwissen. Aber wie schon anfangs gesagt, die beiden bei weitem häufigsten Probleme sind der Hebel und die Schalter an den Pedalen. Also, keine Angst vorm Tempomat, einfach an die Reparatur rantrauen, und bald funktioniert das Teil hoffentlich wieder!