Der nachfolgende Artikel ist eine Beschreibung der verschiedenen Scheinwerfersysteme im Fiero. Ich habe dabei versucht, alles so einfach wie möglich zu erklären, die Unterschiede herauszustreichen, und häufige Fehlerursachen aufzuzeigen. Im Zweifelsfalle sollten aber unbedingt die Schaltpläne im Helms-Werkstatthandbuch zu Rate gezogen werden! Also, wenn auch Dein Fiero mit einem "offenen Auge" herumfährt, reparier das! Schließlich bedeutet Fiero "Ich bin stolz"!
Zunächst mal ein paar grundsätzliche Bemerkungen. Es gibt beim Fiero zwei und nur zwei verschiedene Scheinwerfersysteme: für alle 84-86er und für die 87/88er Fieros. Weil manche Leute statt Baujahr die Erstzulassung angeben oder bei der Einfuhr einen falschen Brief ausgestellt bekommen haben, ist das aber nicht immer so eindeutig.
Deshalb hier die ganz einfache Methode, die beiden auseinanderzuhalten: an der Form des Knopfes auf dem Stellmotor (siehe Bilder). Der "eckigere" Knopf links kennzeichnet das ältere 84-86 System, der oben zulaufende, konische Knopf das neuere 87/88 System.
Die Kabelfarben stammen aus den 1984 bzw. 1987er Werkstatthandbüchern. Andere Jahre können evtl. etwas unterschiedlich sein. Alle Angaben wie immer ohne Gewähr.
Sind die Motoren am Endanschlag angekommen, läuft ein Gummidämpfer gegen den Anschlag, und der Motor wird mehr oder weniger abrupt abgebremst. Ist das Zahnrad im Motorgehäuse blockiert (wegen Endanschlag oder eines sonstigen Hindernisses), hat der Schneckentrieb auf dem Motoranker keine Wahl, als sich an dem Zahnrad "hochzuziehen". Nach ca. 1mm betätigt er dabei einen Endabschalter im Motorgehäuse, der den Strom unterbricht. Fertig!
Beim Abschalten passiert folgendes: Das Isolationsrelais, bis eben noch angezogen, fällt ab. Damit fallen auch die beiden Scheinwerferrelais ab (Bild rechts und links) und polen dabei die Spannung am Motor um. Das Isolationsrelais versorgt dabei die Motoren über den Scheinwerferschalter (!) und eine 20 Ampere Sicherung die Motoren direkt. Am Endanschlag wird der Strom auf ähnliche Weise unterbrochen wie beim Hochfahren.
Um wenigstens noch rumfahren zu können, sollte man den Steckverbinder am blauen Kabel (siehe Foto links) aufmachen, damit wird verhindert, daß die Scheinwerfer nicht mehr zufahren. Achtung: das Hochfahren wird damit nicht verhindert!!! Also Vorsicht! Wenn der Stecker offen ist, den Drehknopf auf dem Motor solange drehen bis die Scheinwerfer offen sind (man hört/fühlt dann einen "Klick", das ist die Endabschaltung.
Zuerst ein Wort der Warnung: das Scheinwerfersystem steht ständig unter Strom!!! Und die Dinger haben ganz schön Kraft, also äußerste Vorsicht, wenn man da vorne rumhantiert, sonst hat man sich schnell was ein-/oder abgequetscht! Im Zweifelsfalle Batterie abhängen, wenn man mit den Fingern in die Mechanik muß.
Bei diesem komplizierten System können eine Menge Dinge passieren, von mechanischen bis zu elektrischen Defekten. Daher ist es wichtig, eine genaue Diagnose zu stellen:
Wahrscheinlichste Ursachen in Kurzform:
Das Isolationsrelais suchen und ausbauen. Stecker abziehen. Der Stecker besteht aus zwei Teilen mit Verriegelung, nichts abbrechen! Eingangsseite hat 3 Kabel: gelb, weiß, schwarz. Schwarz ist Masse. Gelb-Schwarz muß Batteriespannung haben, wenn der Scheinwerferschalter auf "an" steht, und sonst nicht. Weiß-Schwarz muß Batteriespannung haben, wenn der Scheinwerferschalter auf "an" steht, und sonst nicht. Ist das nicht der Fall, liegt das Problem in der Verkabelung zum Schalter oder im Schalter selbst. Sicherungen prüfen nicht vergessen!
Ausgangsseite hat ebenfalls 3 Kabel: rosa, blau (L), blau/weiß (R). Scheinwerferschalter auf "an", rosa und gelb kurz brücken: die Motoren müssen ein Stück hochfahren (wenn sie nicht schon ganz auf sind). Scheinwerferschalter auf "aus", die Problemseite blau bzw. blau/weiß kurz brücken. Die Motoren müssen ein Stück zu fahren. Ist alles korrekt, ist das Relais wohl hin und muß ausgetauscht werden.
Sonst geht's auf der Problemseite weiter mit dem Scheinwerferrelais. Auch hier gilt: ausbauen, Stecker abziehen, Verriegelungen beachten. Die Eingangsseite hat 3 Kabel, die Ausgangsseite 2. Auf der Eingangsseite müssen zwischen rot und schwarz Batteriespannung liegen, sonst ist die Masse weg oder die Fusible Link hin. Prüfen, ob bei Schalter in Stellung "Licht an" zwischen pink und schwarz Batteriespannung liegt. Sonst liegt es an der Verkabelung zwischen diesem Relais und dem Isolationsrelais. Den einsamen Stecker zum Blockieren öffnen. Auf der Seite vom Motor zum Relais (blau) muß Batteriespannung nach Masse sein, wenn der Schalter in Stellung "Licht aus" ist.
Ist bis hier alles in Ordnung, müßte der Motor eigentlich funktionieren, sofern das Relais in Ordnung ist. Also kurz (!) vom Relaisstecker grau nach Masse und grün nach 12V halten. Motor muß sich bewegen. Dann ebenfalls kurz grün nach Masse und das einzelne Kabel nach 12V. Motor muß sich in die andere Richtung bewegen. Tut er das, ist das Relais wohl hin, sonst der Motor.
Läuft der Motor überhaupt nicht, ist die wahrscheinlichste Fehlerursache ein defekter Endschalter. Das Teil hat die Motorkohlen mit dran, und die können abgefallen sein. Sowas kann man zu reparieren versuchen, oder einen neuen Endschalter bestellen. Läuft der Motor, aber die Mechanik bewegt sich nicht, oder nur nach einem "Schubs", fehlen innen vermutlich Zähne im Zahnrad. Da gibt es einen überholsatz, mit dem man das Zahnrad, die Stopper und das inzwischen verhärtete Fett gegen Neuteile überholen kann, Bezugsquelle siehe unten.
Das 1987/88 System ist ein Riesenfortschritt gegenüber den älteren Systemen. Es ist viel zuverlässiger weil es die elektromechanischen Komponenten durch ein zentrales Steuergerät ersetzt hat. Dieses befindet sich leider recht unzugänglich hinter der Frontverkleidung. Wenn man den Radlauf des linken Vorderrades abnimmt, kann man einigermaßen drankommen (im Foto sind die beiden Befestigungsschrauben zu erkennen).
Jedenfalls übernimmt dieses Modul die gesamte Kontrolle über die beiden Motoren. Treffen die Motoren auf einen Widerstand, erhöht sich der Strom durch den Motor, und das Modul schaltet sofort ab. Im Motor befindet sich nur noch ein primitiver, aber wirkungsvoller Schutz: der Motor und die Mechanik sind über eine Kupplung verbunden, die durch drei Delrin-Zylinder Kraft überträgt. Blockiert das System und die Elektronik schaltet aus irgendeinem Grund nicht ab, zerbrechen die Delrin-Zylinder, und schützen so den Rest der Mechanik vor Schaden. Das einzige Problem hier ist, daß die Delrin-Buchsen im Laufe der Zeit zerbrechlicher geworden sind, und manchmal kaputtgehen, wo es gar nicht nötig wäre. Nichtsdestotrotz kann man sie leicht austauschen, und billig sind sie auch, ein paar Mark sind da nicht zuviel.
Auch hier kann man das System lahmlegen: jeder Motor hat einen Steckverbinder (siehe Foto), mit dem der jeweilige Motor komplett (!) lahmgelegt wird. Im Gegensatz zum alten System geht er dann weder auf noch zu, was sicherer ist.
Auch hier zuerst ein Wort der Warnung: das Scheinwerfersystem steht ständig unter Strom!!! Und die Dinger haben ganz schön Kraft, also äußerste Vorsicht, wenn man da vorne rumhantiert, sonst hat man sich schnell was ein-/oder abgequetscht! Im Zweifelsfalle Batterie abhängen, wenn man mit den Fingern in die Mechanik muß.
Aufgrund des einfachen Systems gestaltet sich die Fehlersuche eigentlich auch einfacher, wenn da nicht das Modul an so blöde zugänglicher Stelle wäre. Daher erstmal prüfen, was einfach ist. Dreht sich der Knopf auf dem Motor, aber die Mechanik bewegt sich nicht? Dann ist die Delrin-Kupplung hin, also Motor ausbauen und neue Delrin-Buchsen rein. Bezugsquelle siehe unten. Kann man den Scheinwerfer zwar noch manuell hoch- und runterdrehen, aber am Endschlag des Scheinwerfers läßt sich der Knopf weiterdrehen, müssen auch die Buchsen ausgetauscht werden. Das Bild links zeigt, was bei mir von den alten Buchsen übrig war (nicht viel), und das Bild rechts zeigt die neuen Buchsen und wo sie eingebaut werden.
Gehen beide Seiten nicht zu, kann es wie beim alten System an der "Tail"-Sicherung liegen. Gehen beide Seiten nicht auf, den Scheinwerferschalter prüfen. Jetzt sind die Motoren dran. Stecker abziehen. Motor mit dem Drehknopf auf Mittelstellung zwischen auf und ab bringen. Kurz 12V an die Motorseite des Steckers anlegen. Passiert nix, ist der Motor hin.
So, wenn bis hierher alles in Ordnung war, wird es Ernst. Radlauf raus oder Kotflügel los oder beides. Das Modul muß ja erstmal nicht raus, es reicht ja, die beiden Stecker abzuziehen (Verriegelung!). Der größere hat 5 Kabel: gelb (A), rot (B), weiß (C), schwarz (D), rot (E) Auf B und E muß ständig 12V (gemessen nach D) liegen, sonst ist das Modul ohne Saft. Gleichzeitig ist B für den linken Motor und E für den rechten Motor zuständig. Wenn also eine Seite nicht geht, und keine Spannung da ist, Fusible Links prüfen und ggf. erneuern.
Hat das Modul Spannung, wird geprüft, ob auf A Batteriespannung liegt, wenn der Scheiwerferschalter auf "an" ist, und zwar nur dann. Danach prüfen ob auf weiß nur dann Spannung liegt, wenn der Schalter auf "aus" ist, ebenfalls nur dann. Ist das nicht der Fall, Kabel bzw. Scheinwerferschalter prüfen, TAIL-Sicherung prüfen.
Stimmt bis hier alles, kann man nur noch die Scheinwerfermotoren wieder anschließen, und am kleineren der beiden Modulstecker von dunkelgrün nach grau (rechts) bzw. von hellgrün/schwarz nach grau/schwarz kurz 12V anlegen (Achtung: vorher Motoren von Hand in Mittelstellung kurbeln, weil man nicht weiß, in welche Richtung sie loslaufen!). Zucken beide Motoren, schein ja wohl das Modul hin zu sein. Das habe ich aber noch nie erlebt, das Teil ist erstaunlich robust, schon aus total verunfallten Kisten haben die Dinger noch gespielt (und das Teil sitzt ja rein unfalltechnisch an einer recht exponierten Stelle).
Dieses neuere System scheint mit der entsprechenden Corvette übrigens recht ähnlich zu sein, mich würde es also nicht wundern, wenn man da Teile bzw. das Steuermodul hin- und hertauschen könnte.
Wie gesagt, die häufigste Fehlerursache bei diesem neueren System sind die Delrin-Buchsen, und die sind leicht zu bekommen und billig zu wechseln.
Die Scheinwerferrelais und das Isolationsrelais sind normale GM-Teile, die gibt's problemlos, und wenn nicht mehr, kann man da was improvisieren. Die Scheinwerfermotoren selber sind m.W. neu nicht mehr zu bekommen, und wenn, dann kosten sie ein kleines Vermögen. Bei Gebrauchtteilen besteht immer das Risiko, daß sie morgen wieder kaputtgehen können, deshalb bevorzuge ich es, die Motoren selber zu reparieren.
84-86 Isolationsrelais 10022620 84-86 Scheinwerferrelais 10031018 84-86 Endschalter/Motorkohle 22038870 87/88 Scheinwerfermodul 16505400
Die Teile dazu gibt's nicht bzw. nicht mehr von GM. Die einzige Quelle für den Überholsatz oder einzelne Teile vom 1984-1986er System ist Rodney Dickman im Internet. Die Delrin-Buchsen gibt's auch bei ihm oder z.B. bei Eckler's Corvette (weil die Motoren ja praktisch identisch sind).
Das Steuermodul gibt's bestimmt bei GM, aber hier kann man getrost zu Gebrauchtteilen raten, da kann man ein paar Mark sparen. Wenn das Corvette Modul auch passt (was ich nicht sicher weiß), der kann's ja auch bei Eckler's versuchen.
So, ich hoffe, damit die Fehlersuche im Scheinwerfermotorsystem umfassend erklärt zu haben. Wer noch Fragen, Anregungen oder Verbesserungsvorschläge hat, immer her damit.