Nachrüstung einer Kühlwasserstandsanzeige

- Die Lampe, die Pontiac eigentlich einbauen wollte, es aber doch nie tat -

von Oliver Scholz

Low Coolant lampe

Als ich neulich durch das 87er Werkstatthandbuch blätterte, fiel mir diese Zeichnung des Armaturenbretts auf Seite 8C-8 auf (siehe Bild links). Wie man dort deutlich erkennen kann, hat Pontiac offensichtlich geplant, die mittlere Warnleuchte auf der rechten Seite als Kühlwasserstandsanzeige zu verwenden. In Fahrzeugen ohne Voltmeter wird dieses Lämpchen als Batteriewarnlampe gebraucht. Weil aber in GT's und auch allen anderen V6 ab 1986 ein Voltmeter zur Standardausstattung gehörte, war diese Lampe frei für neue Verwendungszwecke.

Interessanterweise erscheint die "Low Coolant" Lampe sogar im 87er Owner's manual (Fahrzeughandbuch). Zum Beispiel auf den Seiten 2A-1, 2C-1 (nicht in der Vergrösserung, sondern im Gesamtbild darunter), 2C-8, etc. Es scheint ganz so, als wenn die Planung schon recht weit fortgeschritten war, als dieses Feature letztendlich doch gestrichen wurde. Grund genug für mich, mir die Sache einmal näher zu betrachten.

Also habe ich mir gedacht, "warum nicht zuende bringen, was Pontiac begonnen hat"? Was braucht man denn für so eine Anzeige? Nicht viel:

Wie schwer kann das schon sein? Schliesslich neigen unsere Autos alle zum Überhitzen, und ich bin auch schon mal liegengeblieben, weil ich Luft im Kühlsystem hatte. Hätte ich das damals früher gemerkt... Jedenfalls habe ich mit entschlossen, dieses Projekt anzugehen.

Der passende Sensor

Als erstes habe ich damit angefangen, einen passenden Platz für den Sensor zu suchen. Ich habe die Überlaufflasche gewählt, denn das ist der einzige Teil des Kühlsystems, der nicht unter Druck steht. So kann am wenigsten Schaden passieren, wenn etwas kaputt geht, weil dieser Sensor neu dazugekommen ist. Ich wollte, daß die Warnlampe an geht, wenn der Kühlwasserstand in der Überlaufflasche unter die "Minimum" Markierung fällt. Ich sehe zwei Möglichkeiten, das zu erreichen. Eine ist, den Behälter heil zu lassen, und zwei Löcher in den Schraubverschluß zu bohren. Durch diese werden dann zwei Stäbe o.ä in den Behälter geführt. Das ist nicht der Kühlerverschluß, sondern der Plastikdeckel auf dem Überlaufbehälter! Die beiden Stäbe müssen dann so gekürzt werden, daß sie im Wasser stehen, solange der Pegel okay ist, aber nicht mehr im Wasser sind, wenn der Pegel zu weit sinkt. Das nenne ich die "Billiglösung.

Die wie ich finde bessere Lösung ist ein "richtiger" Kühlwassersensor. Im Grunde ist das Prinzip das Gleiche wie bei der Billiglösung, nur sieht die Installation professioneller aus. Die Lösung besteht aus einem Sensor und einem passenden Stecker. Die Firma Motormite (in den USA) hat einen passenden Sensor unter der Bestellnummer 82591 im Programm. Der passende Stecker dazu müsste Nr. 85192 sein. Dazu wird einfach ein Loch auf Höhe der "Min"-Markierung in den Behälter gebohrt, der Sensor eingesetzt und abgedichtet. Das Dichtmittel muß hitzebeständig sein, weil der Sensor in Kontakt mit heißem Kühlwasser kommt. Der Sensor besteht auch aus zwei Drähten, die in der Flüssigkeit stecken, also ist diese Lösung aus elektrischer Sicht identisch mit der Billiglösung.

Einen der beiden Drähte (egal welcher), kann direkt mit Masse verbunden werden. Einfach eine saubere, gute Masse in der Nähe des Behälters finden. Das andere Kabel ist der Eingang für die Elektronik.

Die Elektronik

Die Elektronik hat die Aufgabe, zu messen, ob sich zwischen den beiden Sensorkontakten Wasser befindet, denn das Kühlwasser leitet den Strom nicht gut genug, um direkt eine Lampe zu treiben. Um Korrosion des Sensors durch Elektrolyse zu vermeiden, steuert das Modul die Leitung mit Wechselspannung an, und mißt, wie stark die Spannung durch die Flüssigkeit "gestört" wird.

Wieder einmal haben wir die Wahl: Man kann die Steuereinheit aus einem anderen Fahrzeug verwenden, solange diese einen Eingang hat, der gegen Masse mißt, und einen Ausgang, der ebenfalls nach Masse schaltet, wenn keine Flüssigkeit am Eingang gemessen wird. Oder man baut sich sowas selber. Es gibt auf dem Markt viele Schaltungen zu diesem Zweck, ich habe ein IC von National Semiconductor verwendet, den LM 1830 (gibt's bei Conrad). Ich habe leider kein Schaltbild online, aber dafür das Platinenlayout. Der Chip kostet weniger als DM 10, und braucht nur wenige externe Bauelemente. Bei Interesse kann ich die Schaltung hier aufs Netz stellen, aber die Applikation gibt's auch bei Conrad. Ich habe ein billiges Relais gekauft und die Innereien entfernt, so daß nur noch das Gehäse und die Kontakte übrig waren. Das IC und die Bauteile haben auf eine kleine Platine gepasst, die wiederum genau in das Relaisgehäuse gepasst hat. Das kleine neue "Relais" kann praktisch überall montiert werden, vorzugsweise dort, wo Masse und geschaltete 12V zur Verfügung stehen, z.B. nahe des Lüftermotors. Die Lampe sollte leuchten, wenn der Sensorstecker am Überlaufbehälter abgezogen wird. Das Ausgangskabel muss mit dem Armaturenbrett verbunden werden.

Da die mittlere Lampe auf der rechten Seite beim 86+ V6 ungenutzt ist, braucht man zumindest eine Glühbirne mit Bajonettsockel, und montiert diese im Armaturenbrett. Die beiden Kontakte, die für die Batterielampe gedacht sind, gehen am Stecker auf Pins 5 und 6. Einer von beiden hat 12V, wenn die Zündung an ist. Perfekt! Der andere muß abgekniffen und mit dem Ausgang der Elektronik verbunden werden. Fertig! Zumindest, was die Elektrik angeht...

Low Coolant lampe

Die Beschriftung

Was nützt denn eine Kühlwasseranzeige, wenn ein Batteriesymbol oder gar nichts drauf steht? Wieder einmal gibt es mehrere Möglichkeiten. Bei manchen Fahrzeugen ist diese Anzeige schwarz/leer. Pech gehabt. Wenn man hier was anderes stehen haben will, muß man das schwarze Plastik ausschneiden und selber etwas basteln, oder mit Verdünner die Farbe von der Mitte (und nur von da!) entfernen. Viel Spass...

Wer da ein Batteriesymbol hat, hat das gleiche Problem, denn die Batterie ist nicht so leicht zu entfernen.

Ich hatte Glück, denn bei meinem Wagen war das Ding nicht schwarz, sondern orange, aber ohne Aufdruck! Ich brauchte also nur ein Stück klare Plastikfolie, auf der "Low Coolant" steht, und das dann hinter dieses Plastikteil kleben, und fertig ist die Geschichte! Es sieht perfekt aus (siehe Bild). Ich habe dazu das "Low Coolant" Symbol aus dem 87er Werkstatthandbuch abgescannt, und auf klarer Folie mit dem Laserdrucker gedruckt. Man kann natürlich auch selber ein anderes Symbol entwerfen, dem Schaffensdrang sind da keine Grenzen gesetzt... Ich jedenfalls mag den Original-Look, und so hätte es ausgesehen, wenn es denn je gekommen wäre.

Der Lampentest

Wer's perfekt haben möchte, kann noch einen Lampentest basteln, dann geht die Lampe bei jedem Startvorgang kurz an, um die Glühbirne zu testen. Ich habe dafür die Lampentest-Schaltung an die Züdung angeschlossen, und mit Dioden entkoppelt. (es soll ja nicht jedes Mal eine andere Lampe mit angehen, wenn der Kühlwasserstand mal zu niedrig ist. Ich überlasse das mal dem geneigten Leser zur Übung. Wer's genau wissen will, kann mich ja mal anmailen...


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